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Amelie Jakubek
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Installationsansicht
"Beggarstyle" im Regierungspräsidium Kassel
Detailansicht "Beggarstyle" mit Anweisung an die Besuchenden.
BesucherInnen betrachten die Stickerbögen.
BesucherInnen entenehmen und betrachten die Stickerbögen.
Detail der Aufkleber
Reaktionen auf
"Beggarstyle"
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BEGGARSTYLE war eine Aktion anlässlich der Interventionen 2013, einer Kooperation der Kunsthochschule Kassel und dem Regierungspräsidium.
In einem Postkartenhalter wurden 150 Stickerbögen mit unterschiedlichen Motiven zum Mitnehmen und Verteilen angeboten. Auf den Aufklebern waren bettelnde und arme Menschen zu sehen, die auf schlecht gestaltete Hintergründe mit scheinbar sinnlosen Worten gesetzt wurden.
Für diese Aktion besuchte ich lokale BettlerInnen in der Kasseler Innenstadt und versuchte mit ihnen in Kontakt zu treten. Die Kommunikation war schwierig und obwohl ich wusste, dass mein Verhalten nicht politisch korrekt war, bat ich sie gegen eine geringe Spende um ein Foto. Für zwei Euro willigten die meisten bereitwillig ein. Es war nahezu unmöglich ihnen mitzuteilen, was ich damit vorhatte. Dass für dieses Paradoxon, dass sich die Beschäftigung mit Marginalisierung aus der Position einer mitteleuropäischen privilegierten Person immer paart mit hegemonialen Vorteilen und scheinbar unüberbrückbaren Distanzen, keine Lösung gefunden werden kann, ist Teil der andauernden Auseinandersetzung mit dem Thema Bedürftigkeit. Sich der Problematik nicht zu stellen und dieses Feld nicht als performativen Raum der Kunst wahrzunehmen ist eine feige Option.
Das ausbeuterische Verhältnis, das sich in den Aufklebern manifestierte, steht symbolisch das latent schlechte Gewissen, das wir alle haben. Die aufgeklebten Bildchen, erinnern uns an das Wegsehen, das wir im Slalom um BettlerInnen in den Innenstädten alltäglich betreiben. Wir wissen nicht, wie wir auf die Sinti und Roma reagieren sollen, weil größere Machtstrukturen hinter ihnen vermutet werden, wir können den Verwahrlosten kein Lächeln schenken, weil wir sie nicht verstehen können und sie vielleicht uns und unsere Codes nicht lesen könnten. Wie käme diese Form der zeitgenössischen Kunst wohl bei den Bettelnden an?
Ohne Lösung, als Gegensatz der inszeniert werden kann, Wohlstand und Armut Bedürftigkeit und Sattheit, was bleibt einem anderes übrig als das zynisch zu kommentieren?
Ohne Antwort nehmen wir sie wahr wie lästige Auswüchse, wie Aufkleber am Funierholzschrank und am Stockbett. Ihre Entfernung ist aufwändig und funktioniert meist nicht restlos.